Der saudi-arabische Blogger Raif Badawi veröffentlichte im Internet seine Gedanken über Politik, Religion und Freiheit. Er wurde dafür zu zehn Jahren Gefängnis, einer Geldstrafe von 200.000 Euro und tausend Peitschenhieben verurteilt. Um mutigen Einsatz für die Meinungsfreiheit zu förden, hat die international media alliance (IMA) gemeinsam mit Badawis Ehefrau, Ensaf Haidar, den Raif Badawi Award for courageous journalists ins Leben gerufen. Die Auszeichnung wurde erstmals am 13. November 2015 auf dem Bundesmedienball in Berlin vergeben. 

Der Raif Badawi Award for courageous journalists 2015 wurde von der international media alliance verliehen. Mitträger war die Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit. Der Preis wurde finanziell unterstützt durch den Bundesmedienball, den Börsenverein des Deutschen Buchhandels sowie die Ullstein Buchverlage. 

Für den Raif Badawi Award hat eine unabhängige Jury fünf mutige Journalisten und Organisationen, die sich für Meinungsfreiheit stark und auf Missstände in der arabischen Welt aufmerksam machen, nominiert.

Der Gewinner der Auszeichnung im Jahr 2015 war:   


 

Ali Anouzla:
Der Marokkaner betreibt investigativen Journalismus ohne Rücksicht auf rote Linien.


Ali Anouzla ist einer mutigsten und kritischsten Journalisten Marokkos. Seine Arbeit als Kolumnist für pan-arabische elektronische Medien hat ihn weit über die Grenzen Marokkos hinaus bekannt gemacht. In Marokko gründete der Journalist unabhängige Zeitungen und die berühmte Nachrichten-Website Lakome.com, die seit 2013 von den marokkanischen Behörden blockiert ist. Mitte August 2015 hat Anouzla mit einem kleinen, jungen Team Lakome 2 ins Leben gerufen, um seine Arbeit fortzusetzen. Sie setzt verstärkt auf Videojournalismus, um die Jugend des Landes zu erreichen. Anouzla wird immer wieder Ziel strafrechtlicher Verfolgungen durch die marokkanischen Behörden und wurde wiederholt zu hohen Geld- und Bewährungsstrafen verurteilt:
z. B. im Jahr 2008 wegen der Veröffentlichung brisanter Dokumente aus dem Archiv der marokkanischen Wahrheitskommission.

Anouzla ist einer von sehr wenigen Journalisten Marokkos, die sich keine Selbstzensur auferlegen und wirklich unabhängig sind. Seine Arbeit zeichnet sich durch solide und investigative Recherche aus. Gleichzeitig überschreitet er regelmäßig rote Linien, beispielsweise wenn er es wagt, die Institution der „exekutiven Monarchie“ und ihre Politik zu kritisieren, oder die Art und Weise, wie die Mächtigen Marokkos das Dossier des Territorialstreits um die West-Sahara im Süden des Landes managen. Außerdem deckt er durch seine akribische Arbeit immer wieder Menschenrechtsverletzungen auf.

Nach Ansicht von Beobachtern hat ihm diese Unerschrockenheit im September 2013 eine politisch motivierte Anklage wegen angeblicher Apologie und materieller Unterstützung des Terrorismus eingebracht. Seine Inhaftierung löste weltweit Empörung aus; Reporter ohne Grenzen, Amnesty International und Human Rights Watch griffen den Fall auf. Nach fünf Wochen wurde Anouzla vorläufig freigelassen. Die Anklage gegen Anouzla besteht weiter, und ihm drohen 20 Jahre Haft. „Ich bin kein Oppositioneller, sondern nur ein freier und unabhängiger Journalist“, beschreibt Anouzla seine Position.

Neben Ali Anouzla waren weitere Kandidaten für den Raif Badawi Award:


http://www.bahrainrights.org/